während milo an seinem ersten tag im neuen kindergarten mittagsschlaf machte unterhielt ich mich mit einer der erzieherinnen. maribel. eigentlich "nur" eine aushilfe im kindergarten. sie sprach sehr gebrochen schwedisch und so kamen wir ins gespräch. sie käme aus el salvador und war dort auch lehrerin. sie hat ganz allein schwedisch gelernt, denn sfi (die kostenlosen schwedisch-kurse) duerfte sie nicht machen. ich war erstaunt und beeindruckt von ihrem können nach so kurzer zeit. sie ist erst ein jahr in schweden. ihre tochter geht in den kindergarten, in dem milo vorher war. ihr mann arbeitet (auch als aushilfe) in einem secondhand-laden.
und naiv, wie ich war (bin), hab ich nicht weiter drueber nachgedacht, warum sie in schweden ist. denn in meiner heilen welt geht man eben dorthin, wo man möchte. gefragt hab ich auch nicht.
vorgestern kam dann eine mail vom kindergarten, dass maribel vom migrationsverket den bescheid ueber ihre ausweisung bekommen hat. zusammen mit ihrer familie muss sie bis zum 10. oktober aus schweden ausreisen. zurueck nach el salvador können sie nicht, denn sie sind dort vor der mafia gefluechtet. alles, was sie dort "verbrochen" haben ist es zur polizei zu gehen, als ein mann in ihr haus einbrechen wollte. leider ist in el salvador korruption weit verbreitet und so wurden sie seit der polizeimeldung mehrfach (mit waffen) bedroht. inwieweit die ganze situation so stimmt, kann ich natuerlich nicht beurteilen, aber so wie ich maribel erlebt habe glaube ich ihr.
leider wird die bedrohung von den schwedischen ämtern als nicht "ausreichend" angesehen.
ich versteh es nicht. sicher, es kann jeder kommen und sagen "ich werde von der mafia bedroht". trotzdem. ich finde maribel und ihre familie sind "vorzeigefluechtlinge". sie haben, in dem rahmen, in dem es der staat erlaubt (keine kostenlosen schwedisch-kurse, keine festanstellung etc.) so viel in einem jahr erreicht und sich integriert. und jetzt werden sie einfach wieder zurueckgeschickt???
mir ist klar, dass das kein einzelfall ist und so weiter, aber mich nimmt das echt mit.
und dann wird mir wieder klar, wie gut es uns geht...
ueberhaupt wurden mir seit wir in schweden sind ziemlich die augen geöffnet, wie es in der welt zugeht. in mitteldeutschland bin ich bisher nur mit der heilen welt in beruehrung gekommen. hier trifft man auf alles.
sogar in der zeitung wurde darueber geschrieben.
3 Kommentare:
Das ist wirklich sehr traurig aber leider nicht selten. Noch trauriger wird es, wenn man bedenkt, dass die Regierungen kein Interesse daran haben, solche Menschen aufzunehmen (aus den lächerlichsten Gründen). Bitte halte uns mal auf dem Laufenden. Es wäre wirklich schön, wenn Maribel und ihre Familie irgendwo aufgenommen werden könnten!
Eigentlich müsste man da eine Initiative starten von Seiten der Eltern und des Kindergartens und ihr den Rücken stärken. In Bleicherode hat das mit Vietnamesen doch auch mal geklappt ...
der kindergarten engagiert sich, soweit es nur möglich ist. der beschluss des migrationsverkets ist nicht anfechtbar. das einzige, was man machen kann, ist das ausreisedatum verschieben, um ihnen mehr zeit zu geben. reisekosten in ein anderes land müssen sie selber zahlen und da hat laut zeitungsartikel der kindergarten gesagt er "kratzt da was zusammen". wir haben am dienstag elternabend. vielleicht kann man da ja was einsammeln.
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